Zarmina Penner
Chronisch frustriert von jemandem? Probieren Sie das.
Aktualisiert: 27. Sept. 2021

Ich habe mir immer Sorgen darüber gemacht, Zeit zu verlieren. Als ich als Teenager aus meinem vom Bürgerkrieg heimgesuchten Land floh, machte ich mir keine Sorgen, Zeit zu verlieren, aber sobald sich um mich herum Frieden einstellte, machte ich mir wieder Sorgen. Um mein Studium wieder aufzunehmen, musste ich einen Weg finden, die Sprache meines neuen Landes zu lernen. Ressourcen dafür hatte ich aber nicht.
Zufällig bekam ich ein Wörterbuch geschenkt (das ich noch besitze), und da ich sonst nichts zu tun hatte, studierte ich es Seite für Seite. Immer wenn in den Abendnachrichten ein Begriff auftauchte, den ich erkannte, war ich überglücklich – ein täglich wachsender Schatz an Worten. (Möglicherweise hätte ich damals nichts tun müssen und immer noch da sein, wo ich heute bin. Wer weiß?) Heute denke ich anders über die Zeit, da ich ihre Elastizität erlebt habe. Es scheint, als ob immer genug Zeit bleibt, um alles zu tun, was man tun muss, ohne sich zu stressen, solange man bei der Aufgabe achtsam bleibt. (Meistens übertreiben wir sowieso die Dinge, die wir tun, die Perfektionisten, die wir sind.) Außerdem ist die Zeit, die wir damit verbringen, uns mit anderen zu verbinden, am besten genutzt und die produktivste Zeit von allen. Trotzdem bleibt meine Zeitsensibilität.
Eine andere Sache, über die ich mir Sorgen mache, ist, mein Verstand nicht adäquat einzusetzen. Ich bin unglaublich vorsichtig, wenn ich abgelenkt, aufgeregt oder missbilligend bin. Dieser Geisteszustand erzeugt Gedanken und Handlungen, die zu nichts Gutem führen. Inzwischen weiß ich es besser, als ihm als Ratgeber zu vertrauen. Manchmal höre ich eine leise Stimme oder bemerke ein Gefühl in meinem Körper, dass mich zum Innehalten drängt. Dann konzentriere ich mich auf irgendein Objekt vor meinen Augen und beobachte es genau, bis ich wieder bei mir bin. So trickse ich meinen Verstand aus seinem ungesunden Zustand heraus oder ich schließe meine Augen und beobachte meine Gedanken, bis sie sich legen. Wenn ich mitten in einem Gespräch bin und bemerke, dass mein Verstand sich in Urteile verfängt, lehne ich mich zurück. Ich sage weniger und fange an, der Person vor mir aufmerksamer zuzuhören und mich auf das zu konzentrieren, was ich an ihr bewundere. Das hebt meine Stimmung. Ich sehe es als eine Form der aktiven Meditation oder vielleicht auch von Achtsamkeit.
Wann immer ich diesen Geisteszustand bemerke, bei mir oder bei anderen, scheinen die dahinterliegende Probleme mit einem universellen menschlichen Dilemma zu tun zu haben. Aus Erfahrung weiß ich, dass solche Probleme nicht verschwinden werden, es sei denn, wir entscheiden uns aktiv, etwas dagegen zu unternehmen. Der unruhige Geisteszustand ist ein Aufruf zum Handeln, aber was und wie?
Also dachte ich neulich, ich beginne damit, die Problemfelder aufzulisten, die ich beobachte, und die wirksamen Mittel, die ich für deren Behandlung anwende, ebenso.
Ein solches universelles Dilemma ist, z.B., der Wunsch, dass jemand anders sein soll als er ist. Es ist ein häufiger Grund für Dauer-Frustration – Millionen von Anekdoten werden darüber täglich ausgetauscht. (Anstatt zu klagen, könnte man die Zeit nützlicher verbringen, mit anderen, etwas zu unternehmen, ihnen zuzuhören, sie zu unterstützen, Neues zu kreieren oder sich einfach nur zu entspannen und zu sein.)
Obwohl wir genau wissen, dass wir machtlos sind, andere zu ändern, versuchen wir es immer wieder und sind frustriert, wenn es nicht funktioniert. Es funktioniert nie. Wir gehen dem Drang nach, zu nörgeln oder sie erziehen zu wollen. Es ist menschlich, ja, aber tatsächlich eine große Zeitverschwendung.
Hier ist also meine Darstellung dieses speziellen Dilemmas und seine Lösung. (Ich wende meine Lösungen selbst an, so weiß ich, dass sie wirken.) Probieren Sie es aus, wenn Sie sich dazu inspiriert fühlen.
Universelles Dilemma: Andere sollen anders sein als sie sind
Symptome
Chronische Frustration, Nachdenklichkeit, übermäßiges Beschweren, Schlaflosigkeit wegen Verärgerung oder beim Versuch, die Situation zu verstehen, sich machtlos fühlen usw.
Faustregel
Je frustrierter wir mit anderen sind, desto mehr hängt das Problem (die Ursache der Frust) direkt mit uns selbst zusammen. Konflikte, die in keiner Weise mit uns zu tun haben, sind leicht zu lösen.
Fakten über uns
Wir können andere nicht ändern; das ist unmöglich.
Wir können aber:
• unsere Wahrnehmung von ihnen ändern
• reflektieren, warum sie uns stören (triggern) und was wir sehen, das uns an uns selbst erinnert, an die Teile von uns, die wir nicht mögen (Spiegelreflexion). Wenn wir dort hineingehen, so schmerzhaft es auch sein mag, gewinnen wir mehr Einsicht über uns selbst. Das ist der Kern der Lösung.
• unsere Aufmerksamkeit bewusst auf andere Dinge richten.
• unser Verhalten und unseren Reaktionsmodus ändern.
• diejenigen auswählen, mit denen wir zu tun haben möchten.
• uns weigern, an "Gedankenspielen" (Triangulation: Opfer, Angreifer, Retter) zu beteiligen, die uns andere anbieten möchten.
• sich dafür entscheiden, aus jeder Erfahrung zu lernen (Wachstumsmentalität in Aktion).
Alle „kann“-Optionen sind Variationen von „die persönliche Macht zurücknehmen“.
Fakten über andere
• Manche Menschen werden sich nie ändern (feste Mentalität).
• Manche wollen sich verändern, wissen aber noch nicht wie (Wachstumsmentalität, brauchen Anleitung).
• Manche werden sich ändern, wenn wir ihnen Raum zum Wachsen geben, indem wir unsere Aufmerksamkeit von ihnen wegnehmen und sie positiv ermutigen (Wachstumsmentalität, Bedarf nach Raum zum Wachstum).
Universelle Therapie
1. Keine Anekdoten und Beschwerden mehr mit anderen teilen. Weigern Sie sich, ein Opfer (und auch kein Angreifer oder Lebensretter) zu sein.
2. Lassen Sie das Dilemma fallen wie eine heiße Kartoffel. Akzeptieren Sie die Person so, wie sie gerade ist.
3. Nörgeln oder Überredungskunst nicht einsetzen. Es ist eine Falle.
4. Den Gedanken loslassen, dass sie sich ändern werden. Fragen Sie sich, kann ich gut und gerne mit der aktuellen Version umgehen?
5. Wenn ja, wenden Sie Ihren Blick von ihnen ab und wieder zu sich.
6. Ihre Grenzen entsprechend Ihrer neuen Entscheidung, respektvoll und freundlich, setzen.
7. Die Gelegenheit nutzen, sich selbst zu coachen und zu einem klügeren Reaktionsmodus, einer positiveren Sprache und einem sanfteren Verhalten zu motivieren.
8. Ihre Werte vor Augen halten, den Verstand, jetzt ungetrübt von Projektionen und Emotionen, gut bei jeder Interaktion einsetzen.
9. Sollten Sie für die betreffende Person verantwortlich sein, geben Sie ihr, was sie zum Wachsen braucht: Raum, Richtlinien, Ermutigung usw.
10. Und wenn Sie nicht so weitermachen möchten, dann treffen Sie eine klare Entscheidung, sich elegant und zielgerichtet zu distanzieren – ohne Drama.
Erwartetes Ergebnis und Nutzen
Sie
• sparen Zeit und Aufwand.
• gewinnen inneren Frieden zurück.
• reduzieren „Lärm“, indem Sie weniger oder gar keine Anekdoten mehr mit anderen teilen.
• entwickeln sich weiter, als weise Führungskraft und als Vorbild für andere.
Bild oben: pexels yan krukov, #4458420